Puh, die englischsprachigen Videos sind immer ein Gewürge. Ohne Teleprompter stammele ich mich durch die Moderation.
Aber das macht nix – in der Synthesizer-Szene ist es schick, mit einem deutschen Akzent über elektronische Musik zu sprechen.
Nach 10 Monaten Pause habe ich dann endlich wieder ein Video auf dem Kanal veröffentlicht.
Was mir noch auf keinem anderen Kanal passiert ist: Ich habe Kommentare und Mails bekommen, ob bei mir alles ok ist, weil ich so lange kein Video mehr gemacht habe. Was für eine tolle Community.
Der Hype um ChatGPT ist umgeschlagen in Hyperventilation. Viele freuen sich, wie einfach es jetzt ist, „Content zu erstellen“. Endlich haut der Computer den Content raus, der jede Homepage und jede persönliche Marke ziert. Endlich ist es mühelos, Content zu liefern, von dem wir uns mehr Verkäufe und mehr Profil versprechen.
Auf der anderen Seite Sorge um den Job bei allen, die vom Schreiben leben. Wer soll ihre Texte noch kaufen, wenn eine Maschine schneller und billiger Wörter aneinander reiht? Berechtigt?
Und an eine Gruppe denkt niemand: Die Leser. Aber was wollen die schon. In diesem Sinne willkommen zu meinen handgetippten Thesen, wie sich Machine Learning auf die Textlandschaft im Internet auswirken wird.
1: Die Content-Flut steigt
Das Internet wird weiter geflutet mit flachen, wiedergekäuten Themen. Deren deutlichste Ausprägung, das Listicle, gibt es ja nicht erst, seit Maschinen unsere Texte schreiben. Tatsächlich ist der flache Text (kein Tiefgang, keine Spitzen, keine Haltung, nichts Neues) seit vielen Jahren heimisch im Netz – nicht zuletzt als Liste von „10 Dingen, die dies und das machen“.
Das Praktische an solchen Texten ist ja, dass sie nur ein paar Google-Suchen benötigen. Aus den Ergebnissen entsteht fix eine Liste. Fertig. Dafür brauchte ein Autor früher nur eine oder zwei Stunden. Jetzt brauchen wir nicht einmal mehr den Autoren.
Das Problem beim Wiederkäuen: es kommt nichts Neues dabei heraus. Außer natürlich bei diesem Listicle hier… Das ist neu.
2: Die Redaktion kommt zurück
Ich sehe keinen Sinn darin, gegen Maschinentexte zu wettern. Sie werden kommen. Sie sind schon da. Meine Hoffnung ist, dass die Texte nicht einfach so auf den Content-Halden der Websites landen. Wie alle anderen Texte brauchen sie Redaktion: Fakten prüfen, Struktur und Inhalt überarbeiten und die Tonalität an die Plattform anpassen.
Das wird ein Job für Menschen und vielleicht können sich textaffine Menschen aus der Autorentätigkeit in die Redaktion bewegen. Schön wäre es.
3: Texter werden aufhören
Die Maschinentexte erschweren die Arbeit vieler Texterinnen und Texter. Ein paar von ihnen werden sich umstellen müsen, besoinders jene, die ihre Brötchen mit Corporate-Texten verdient haben. Auch alle, die ihre Text-Dienstleistungen über Plattformen weiterverkaufen, werden Probleme mit Maschinentexten bekommen. Denn schließlich ist das maschinell erzeugte Dokument sogar noch billiger, als Texte für nen Fünfer schreiben zu lassen.
4: Texter werden spitzer, schärfer und wagemutiger
Der Druck aus dem Maschinentextraum wird viele Texterinnnen und Texter zu mehr Mut zwingen. Texte müssen pointierter werden, mehr Haltung zeigen und menschlich wirken. Soweit der optimistische Ansatz. Der pessimistische: Wer wird dann solche Texte kaufen, nur um sie wieder in den Abnutzungsschleifen glattzubügeln?
5: Machine Learning liefert genau die Texte, die Unternehmen wollen
Das mit den Texten und den Kunden läuft so: Es gibt ein Briefing, vielleicht ein paar Missverständnisse, dann einen Text, der dann in die Korrekturschleifen geht. Die Schleifen ziehen sich beim Kunden durch etliche Abteilungen und jeder Stakeholder muss einmal sein Beinchen am Text heben. Das Resultat: ein weichgespülter Text ohne Ecken und Kanten. Aber alle sind happy, weil jetzt ja ein Stück Content da ist – egal, ob er jemanden interessiert oder nicht.
Das Bedürfnis nach dem glatten Content erfüllt jetzt eine Software vermutlich mit weniger Korrekturschleifen. Die Texte kommen schon vage und weichgespült aus dem Algorithmus, der sich selbst ja an solchen Texten orientiert.
6: Andere Medienformen könnten profitieren
Ich bin kein Fan von „Video ist besser als Text“. Aber bei Video können wir zumindest darauf verlassen, dass die Person echt ist, die vor der Kamera spricht. Klar werden viele ihre Videoskripts auch von Maschinen schreiben lassen. Aber in Sachen Authenzität könnte Video profitieren. Wenn das Video selbst gedrehte Schnittbilder liefert, statt sich auf Stockmaterial zu verlassen, kann ein Film gegen Maschinentexte gewinnen.
7: Halbwahrheiten werden es leichter haben
Ideen wie die „Die Aufmerksamkeitsspanne eines Menschen ist kürzer als die eines Goldfischs“ (hier widerlegt) oder „55% einer Präsentation bestehen aus Körpersprache und 38% aus der Stimme“ (hier widerlegt) halten sich so hartnäckig wie sie unwahr oder fehlinterpretiert sind. Das Problem ist, dass diese Behauptungen so oft auftauchen, dass sie für wahr gehalten werden. Maschinelles Lernen kann das noch nicht unterscheiden.
Mein Fazit
Die Maschinentexte kommen. Und ich finde das ok.
Doch ein Punkt ist mir wichtig: Viele begreifen „Content“ als notwendiges Übel, eine Füllmasse für das Marketing. Alleine schon das distanzierte „Content erstellen“ zeigt, wie entfremdet wir sind von Texten, Videos und Audioproduktionen.
Erst wenn wir begreifen, wie wichtig es ist, einen Text pointiert zu schreiben, ein überzeugendes Video zu drehen und einen interessanten Podcast aufzunehmen, werden wir aufhören, seelenlosen Content rauszuhauen und endlich beginnen, wieder zu publizieren.
Vier raus, drei behalten, eine neu. Meine Software-Aborevision für 2023.
Diese Programme müssen gehen
Camtasia – ich habe versäumt, den Wartungsvertrag zu verlängern. Als Konsequenz daraus habe ich mir überlegt, ob ich das Programm wirklich noch brauche und mich für ein „nein“ entschieden. Ich werde künftig das Screenrecording von MacOS nutzen und die Screenvideos wie alles andere in Final Cut Pro schneiden.
Zoom – hat mir zu Pandemie-Zeiten geholfen, mein Schulungsgeschäft am Leben zu erhalten Dafür danke und drei Jahre Abo. Aber jetzt brauche ich es nicht mehr – denn die Kunden haben in der Regel ein eigenes Videokonferenz-System, in dem ich mich zuschalte.
Filmic Pro – hat auf ein Abo-Modell umgestellt. Ich darf als Inhaber einer Lizenz zwar noch die „Legacy“-Version verwenden, aber ich werde mich nach Alternativen umsehen. Die iPhone-Videoapp selbst reicht in vielen Fällen ohnehin aus.
Paper – die Zeichenapp habe ich während der Pandemie für meine Online-Schulungen verwendet. Sie werde ich ersetzen mit Freeform, das bei iPadOS und iOS fix dabei ist.
Diese Software-Abos bleiben
Office 365 – brauche ich für meine Tutorials und für die Korrespondenz mit Kunden. Ich schaue immer wieder an Rabatt-Tagen nach günstigen Abo-Verlängerungen.
Flightradar24 – ich muss einfach immer gucken, was da oben rumfliegt.
World of Warcraft – die neue Erweiterung Dragonflight ist richtig gut geworden. Das Abo läuft zwar im Januar aus, aber ich werde wohl noch ein halbes Jahr dranhängen.
Neuzugänge
Melodics – Das Klavierlernprogramm habe ich für meine Tochter abonniert. Ich habe selbst damit ein paar Keyboard-Grundlagen erlernt und sie hat Spaß daran.
Mein Tipp
Software-Abos haben einen Nachteil: Sie läppern sich und in der Summe wird es teuer. Deswegen empfehle ich Euch, regelmäßig zu analysieren, für welche Software Ihr Geld ausgebt. Die Frage ist immer: Nutzt Ihr sie noch und bringt sie noch was. Falls nicht: weg damit.
Oft ist die Bequemlichkeit im Weg. Das geht mir auch so. Aber im Falle von Camtasia habe ich jetzt bewusst den etwas weniger bequemen Weg gewählt.